Kritische Beurteilung
Die Hypothesenüberprüfung anhand der beiden Fallstudien ist schwer eingeschränkt. Dies liegt nicht nur an der niedrigen Fallzahl von zwei Unternehmen, sondern es muss zusätzlich beachtet werden, dass nur zwei der dreizehn angeschriebenen Unternehmen, von denen bereits durch die Presseberichterstattung bekannt war, dass sie eine Produktionsrückverlagerung vorgenommen haben, bereit waren, an der Befragung teilzunehmen.
Dies legt den Verdacht nahe, dass die beiden vorgestellten Unternehmen deswegen bereit waren, über ihre Rückverlagerung zu sprechen, da ihnen die Produktionsrückverlagerung im Endeffekt vom heutigen Zeitpunkt betrachtet, nicht geschadet hat, sondern eher davon profitiert worden ist. Bei dem Unternehmen Lemken entwickelte sich z.b. der Umsatz nach der Rückverlagerung positiv (vgl. VERVOORST 2004: 6). Mit der Rückverlagerung stieg auch der Bekanntheitsgrad des Unternehmens. Nach Auskunft des befragten Mitarbeiters wird auch heute u.a. immer wieder das Unternehmen Lemken genannt, wenn das Thema Rückverlagerungen in der öffentlichen Diskussion aufgegriffen wird. Auch das Unternehmen Varta Microbattery hat von der Rückverlagerung profitiert. Die Rückkehr nach Deutschland stieß damals auf reges Interesse.
Die positive Entwicklung, die das Unternehmen seit der damaligen Rückverlagerung durchlaufen hat, drückte sich jüngst u.a. in der Auszeichnung „Innovator des Jahres 2004“ aus. Aufgrund dieser Entwicklung des Unternehmens stellt die damalige Produktionsrückverlagerung eine Werbung für das Unternehmen dar. Es gibt aber keinerlei Anhaltsgründe dafür, dass bei der Mehrheit von Unternehmen eine Rückverlagerung nach Deutschland nur lohnend war. Vielleicht ist hier auch darin der Grund zu finden, warum eine so niedrige Gesprächsbereitschaft der Unternehmen bestand. Jedoch liefern diese beiden Fallstudien wichtige Anhaltspunkte um die Gründe der Rückverlagerungen von Unternehmen aus dem Ausland näher zu beleuchten, zumal Fallstudien über Produktionsrückverlagerungen in der betriebswirtschaftlichen Literatur nur sehr gering vertreten sind.
Vervoorst, Rudolf (2004): Lemken. The Aggrovison Company. Going Abroad. Vortrag an der Universität Düsseldorf.